ausgedruckter Teilhabeplan mit einem Büroheftern zusammengeheftet. Titelblatt

Vision trifft Realität – So wichtig war kooperatives Design für den Teilhabeplan Leipzig

Ende 2018 bekam ich von der Stadt Leipzig den Auftrag, die 10 Kapitel des Teilhabeplans in Leichter Sprache der Stadt zu illustrieren. Der Teilhabeplan “Auf dem Weg zur Inklusion” beschreibt, wie gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Einschränkung am gesellschaftlichen Leben der Stadt bis 2024 erreicht werden soll. Dafür hat die Stadt 10 Handlungsfelder aufgestellt: Wohnen, Bildung, Arbeit, Freizeit, öffentlicher Raum & Mobilität, Bewusstseinsbildung, Kommunikation, Mitwirkung & Ehrenamt, soziale Dienste und Gesundheit. Mein Auftrag bestand darin, die Zukunftsvision der Stadt für die 10 Handlungsfelder visuell zu übersetzen in sogenannte Zukunftsbilder.

Die Illustrationen sollen nicht nur leicht verständlich sein, sondern darüber hinaus sollen sie Modernität, Dynamik, Weltoffenheit und Vielfalt ausdrücken. Möglichst viele Bürger*innen sollen sich in ihnen wiederfinden. Also Menschen mit und ohne Einschränkung, unterschiedlicher Herkunft und aus verschiedenen Religionen, Geschlechter, Alter usw.. Das Ziel der Bilder besteht also weniger darin, die Handlungsfelder zu erklären, sondern sind vielmehr als politisches Statement der Stadt, Kommunikations- und PR-Werkzeug zu verstehen.

Was war das Besondere am Entstehungsprozess?

Es war sehr schnell klar, dass dieser Gestaltungsprozess anders stattfinden sollte als es bei einem klassischem Designentwurf der Fall ist. Wie sieht eine gelungene Teilhabe in der Zukunft aus? Was kann am Leben in der Stadt verbessert werden, damit alle mitmachen können? Das konnten mir nur die Menschen beantworten, um die es im Teilhabeplan geht: Selbstvertreter*innen (Menschen mit Einschränkung), Angehörige und ihre Mitmenschen. Mir und der Stadt war es wichtig, dass Teilhabe nicht nur auf dem Papier steht, sondern schon im Entstehungsprozess gewährleistet wird.

Um Bildmotive zu finden, muss ich in jedem Designprozess – also auch für andere Aufträge – mal mehr, mal weniger recherchieren, um realistische und authentische Bilder zu finden. Hier ging es aber noch einen Schritt weiter. Ich wollte eine Zukunftswelt darstellen aus der Sicht der Selbstvertreter*innen. Dafür musste ich ihre Bedürfnisse und Wünsche kennenlernen. Ich brauchte also einen echten Perspektivwechsel. Gleichzeitig musste ich aber auch die Sichtweise der Stadt berücksichtigen. Das heißt, nur solche Szenen darstellen, die von der Stadt direkt oder indirekt beeinflussbar sind.

Für zwei Phasen des Gestaltungsprozesses war ein Perspektivwechsel unersetzlich:

  • für die Ideenphase (Was soll auf das Bild?): welche Dinge und Personen sollen auf dem Bild zu sehen sein? Was tun die Menschen und wie sieht das Umfeld aus?
  • für die Farbphase (Welche Farbwelt gibt es?). Wenn das Motiv fertig gezeichnet ist, kommen die Farben. Diese müssen so gewählt werden, dass auch Sehbeeinträchtigte das Bild gut erkennen können. Diese Phase ist gerade in Arbeit.

Ich holte mir also Input von Selbstvertreter*innen. Mit dabei war außerdem Michael Peukert, der Initiator des Projektes “Mittendrin in Markkleeberg”. In diesem Projekt setzen sich Menschen mit Einschränkung mit wichtigen gesellschaftlichen Themen auseinander. Zum Beispiel machen sich die Teilnehmenden auch für Leichte Sprache in der Politik stark. Das Projekt trägt also zu einem größeren Verständnis für Demokratie und Menschenrechte bei Menschen mit Einschränkung bei. Klar, dass diese Thematik zum Teilhabeplan passte. So war mein Partner für die Arbeitssitzungen gefunden.

Wie verliefen die Sitzungen?

Bisher fanden 4 Arbeitssitzungen statt. Wir trafen uns immer für 2 Stunden am späten Nachmittag im Wohnverbund Katharina von Bora in Markleeberg).

Ich und Michael Peukert mit fünf Klientinnen und Klienten aus dem Wohnheim posieren für das Foto vor beschriebene Pinnwand. Zwei der Gruppe halten bezeichnetes Flipchart-Papier in der Hand. Über uns stehen handgeschrieben unsere Namen: Michael, Brita, Maik, Thomas, Lutz, Christine

Ich leitete mit Michael Peukert die Diskussionen und zeichnete simultan mit. Beim Mitzeichnen fand ich schon erste Schlüsselbilder und erstellte gleichzeitig eine visuelle Dokumentation der besprochenen Inhalte. Da hauptsächlich ich sie nutzen sollte, sind die Blätter eher als großformatige Notizzettel gedacht (also kein “schickes” Plakat zum Aufhängen). Nebenbei gesagt: Moderieren UND Zeichnen gleichzeitig fällt mir bis heute schwer. Deswegen habe ich mich auf Scribbels beschränkt. Hier ein paar Beispiele aus meiner Feder:

skizzenhaft beschriebenes und bezeichnetes Pinnwandpapierskizzenhaft beschriebenes und bezeichnetes Flipchartpapier,
Der Ablauf war immer gleich, wobei die Methoden und Themen wechselten und die Übergänge fließend waren:

1.Allgemeine Warm-Ups
2. Intro zur Thematik
3. Diskussion

Warm-Ups

Die Teilnehmenden mussten irgendwie aus ihrem Alltagstrott geholt werden. Jedesmal wenn ich ankam, wartete die Gruppe schon gemütlich beim Kaffeekränzchen auf mich, als ob sie es so jeden Nachmittag tun würde. Die Stimmung war immer sehr fröhlich und offen. Die Leute waren offensichtlich neugierig, sich auf neue Erfahrungen mit mir einzulassen, ohne mich vorher gekannt zu haben. Wie konnten wir sie nun dazu bewegen, mal anders zu denken und zu arbeiten als sie es gewohnt sind?

Die Herausforderung bestand also darin, die Bereitschaft zu wecken für neue Denkweisen. Außerdem sollte auch das Selbstbewusstsein gestärkt werden (“Mein Gefühl ist es wert gezeigt zu werden.”). Dafür war es wichtig, die Teilnehmenden erst einmal abzuholen mit etwas, was sie schon kennen. Ich wählte dafür einen möglichst niedrigschwelligen Einstieg.

Ich begann immer mit einer kleinen Achtsamkeitsübung. Die Fragen, die beantwortet werden sollten, waren zum Beispiel: Wie fühle ich mich? Was mag ich besonders? Was nicht? Welches besondere Erlebnis hatte ich? Die Selbstwahrnehmung wurde also trainiert.

Für die Umsetzung habe ich verschiedene Dinge ausprobiert:

  • Die Teilnehmenden erzählten, zeichnete mit
  • Die Teilnehmenden zeichneten und erzählten selber
  • Die Teilnehmenden erzählten selber und drückten sich körperlich aus

Meine Learnings aus den Warm-Ups

Man sollte immer ein Thema wählen, von dem die Teilnehmenden SELBER betroffen sind. Zum Beispiel:

Brittas Zeichnung: ein Tannenbaum mit vielen Kerzen und zwei Geschenken drunter
Britta mochte den Weihnachtsbaum im Wohnheim. Zu Weihnachten war sie bei ihrer Schwester. Das war schön.
Zeichnung von Maik: Grüne Berge mit Bäumen drauf. Sehr naturbelassen.
Maik hat seine Freundin im Wald besucht, wo sie lebt.
Zeichnung von Thomas: ein Oval mit vier Rechtecken. (soll einen Picknickkorb mit Konserven darstellen)
Thomas liebt Nudeln. Zu Weihnachten hat er einen Präsentkorb mit Nudeln bekommen.
Zeichnung von Lutz: ein Mensch hält eine Fahrkarte in der Hand mit der Aufschrift "TSB" und eine Zeichnung eines Zuges.
Lutz wünscht sich schon lange, mit der transsibirischen Eisenbahn zu fahren. Er hat zu Weihnachten ein Buch darüber bekommen.

Das Selberzeichnen hat sehr gut funktioniert. Es gab keinerlei Scheu, sich mit Stift und Papier auseinanderzusetzen. Technisch gab es auch kein Problem, d. h. die Teilnehmenden wussten immer, wie sie etwas zeichnen konnten.

Sehr gut war auch eine Körperarbeit. Bei einer Übung wurden vier A4-Blätter auf dem Boden verteilt. Eines mit einem fröhlichem Smiley, eins mit einem neutralen, eins mit einem traurigen und ein Blatt mit Fragezeichen.

Auf Boden sind 4 A4-Blätter hintereinander verteilt mt ca. 2 Meters Abstand. darauf sind ein Fragezeichen, ein positiver, ein negativer und ein neutraler Smiley abgebildet.

Ich fragte: Wie geht es Dir? Freust Du Dich auf das Wochenende? Freust Du Dich auf nächste Woche? Die Leute sollten sich zu den Blättern stellen gemäß ihren Antworten. Das Fragezeichen stand für „Weiß nicht.“. Durch die Bewegung kamen die Teilnehmenden schnell in Gang.

An Tagen, an denen wenig Berichtenswertes passiert war, war es wichtig, mit etwas Allgemeinem anzufangen (z. B. “Was mag ich?”) und dann langsam konkreter zu werden  (z. B. “Was mochte ich letzte Woche besonders?”). Ich habe gemerkt, dass es den Teilnehmenden manchmal schwerer fiel, sich mit etwas zu befassen, was vor Kurzem geschah und wieder vorbei ist als mit etwas, was immer präsent ist.

Diskussion über den Teilhabeplan

In jeder Sitzung besprachen wir 2 – 3 Handlungsfelder des Teilhabeplans. Es gab eine kleine Einführung in die Themen, mit denen die Teilnehmenden weniger vertraut sind. Bei den anderen starteten wir direkt mit der Diskussion. Die Einführung gestaltete ich z. B. mit vorbereiteten Karten, die ich hintereinander beim Sprechen ans Flipchart klebte. So ersparte ich mir simultanes Zeichnen und konnte mich auf das Sprechen konzentrieren. Den Teilnehmenden halfen meine Zeichnungen, sich ein erstes Bild zu machen vom unbekannten Thema.

Zum Beispiel das Kapitel “Kommunikation”. Darin beschreibt die Stadt Leipzig, wie sie ihre Kommunikation mit der Öffentlichkeit barriereärmer gestalten möchte. Beispielsweise auf ihrer Internetseite, auf Veranstaltungen, in Formularen und Publikationen.

Flipchart-Papier, das mit 9 Karteikarten beklebt ist. darauf steht jeweils: Formulare in leichte Sprache. Barrierefreie Intternetseite Stadt Leipzig, Amtsblatt in Leichter Sprache, barrierefreie Veranstaltungen, Sitzungssaal und Festssal barrierefrei, Infos über Veranstaltung in Leichter Sprache, Leitdaen, Infos zum Stadtwald in Leichter Sprache, Infotafeln

Die Interessen für die Themenfelder des Teilhabeplans waren unterschiedlich. Mal war der Zugang relativ einfach (z. B. Wohnen, Mobilität, Freizeit), mal etwas schwieriger (z. B. Kommunikation) und mal gar nicht möglich (Bewusstseinsbildung), weil das Themenfeld die Teilnehmenden nicht direkt betraf. Es war demnach eine besondere Herausforderung, das Interesse unter unterschiedlichen Bedingungen zu wecken.

Eine unserer Hauptaufgaben bestand erst einmal darin, bei den Teilnehmenden das Bewusstsein zu wecken für die persönliche Betroffenheit. Das Ziel war, die Teilnehmenden zur Antwort auf die Frage zu führen “Was hat das mit mir zu tun?”.

Das lief gut

Wir nutzen für die Diskussion immer konkrete Beispiele, die die Teilnehmenden aus ihrem Alltag kannten. Zum Beispiel das Thema “Ehrenamt”. Wir wollten Bilder finden zu: „Was macht Ehrenamt aus? Warum arbeiten Menschen ehrenamtlich?“. Unser Beispiel war der Gemeinschaftsgarten der Diakonie, den die Teilnehmenden mitgestalten. Sie wussten also genau, was es für Dinge dort gibt und was man dort macht und hatten großen Spaß daran, diese Dinge auf bunte Post-Its aufzuzeichnen und “ihren” Garten gemeinsam auf dem Flipchart nachzubauen.

Post-Its sind ein effektives Werkzeug, um Perfektionismus in der Visualisierung abzubauen. Die kleine Größe baut den Anspruch an einer “perfekten” Zeichnung ab. Ein paar Striche reichten, um die Gegenstände und Tätigkeiten darzustellen. Durch das Werkzeug Zeichnen und das gemeinsame Gestalten wurde die Gesprächsatmosphäre gelockert. Alle konnten sich in die (Gefühls-)Welt eines Gartens hineinversetzen, weiterdenken und diese Frage beantworten: „Was wäre, wenn es diesen Garten nicht geben würde?“ Antworten: „Sonst wäre alles langweilig.“, „Man hilft den Bedürftigen.“ „Das macht das Leben schön.“.

Ausschnitt eines beschriebenen Flipchart-Papiers. Überschrift "Ehrenamt". Eine Wiese ist gezeichnet. Darüber und darunter sind viele bunte Haftnotizen geklebt mit verschiednen Skizzen zum Thema "Garrten". ZB Gemüse, Harke, Spaten

Es gab auch Themen, wo wir keine Hilfsmittel brauchten, um die Diskussion in Gang zu bringen: Wohnen, Mobilität und Arbeit. Da sprudelten die Teilnehmenden nur so mit ihren eigenen Erfahrungen heraus. Der Output an diesem Tag war enorm.

Zum Beispiel erzählte jemand von seinen Schwierigkeiten, sich an der Bahnhaltestelle am Hauptbahnhof Leipzig zu orientieren. Alle hatten auch etwas zu sagen zur Wohnsituation für Menschen, die auf barrierefreie Wohnungen angewiesen sind. Barrierefrei Wohnen bezieht sich demnach nicht nur auf die Ausstattung und Kosten der Wohnung, sondern auch auf die Wohngegend: ist sie gut mit Bus und Bahn zu erreichen? Gibt es Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe? Sind die Nachbarn nett? Kann man sich das Viertel selber aussuchen?

Seminarraum. Gruppe sitzt an länglichem Tisch. ich dahinter, neben mir eine Pinnwand. Ich rede gerade vor der Gruppe.

Das lief weniger gut

Es gab auch Themen, für die die Teilnehmenden nicht so viele Ideen hatten. Da ist es uns weniger gelungen, die Teilnehmenden für die Problematik zu sensibilisieren und eine eigene Meinung zu bilden. Ich erkläre mir das folgendermaßen:

  • Keine Anknüpfungspunkte: beim Thema „Kommunikation“ fehlten z. B. die Erfahrungswerte. Die Kommunikationswege der Stadt Leipzig waren den Teilnehmenden nicht bekannt: sie hatten noch keine Veranstaltungen der Stadt besucht, kannten ihre Internetseite noch nicht und hatten das Rathaus noch nie von Innen gesehen. Also weitete ich die Diskussion aus: Wir sprachen über barrierefreie Kommunikation im Allgemeinen: Veranstaltungen, Internetseiten und Beschilderungen von anderen Insitutionenen. Nur das Kapitel „Formulare“ aus diesem Themenfeld fand Anklang.
  • Kein Interesse: die Teilnehmenden interessierten sich einfach nicht für das Thema (was natürlich berechtigt ist).
  • Unkritische Haltung: ich merkte, dass die Teilnehmenden es nicht gewohnt waren, dass jemand sie nach ihrer eigenen Meinung fragt. Zum Beispiel hatte eine Teilnehmerin die Meinung eines Arztes noch nie hinterfragt. Hier drehte sich die Diskussion darum, die Teilnehmenden zu motivieren, die Therapieempfehlung eines Arztes nicht einfach so hinzunehmen, sondern sich auch nach alternativen Behandlungen umzuschauen. Wir führten also erste Schritte aus in Richtung aktiver Meinungsbildung.

Andere Wege zum Perspektivwechsel

Wie oben beschrieben gab es ein paar Themenfelder, für die ich eher wenig Input von den Teilnehmenden bekam. Dies hat mich dazu geführt, den Perspektivwechsel über andere Wege zu erreichen. Ich wollte noch solche Stimmen hören, die direkt betroffen waren.

  • Sitzungen mit der Stadt: Den Blickwinkel der Stadt durfte ich nicht aus den Augen verlieren. Schließlich ist sie es, die einen Teil der Zukunftsvisionen ihrer Bevölkerung umsetzt. In zwei Sitzungen untersuchten und entwickelten wir die Bildideen unter dem Gesichtspunkt Umsetzbarkeit weiter.

    Seminar-Raum im Rathaus Leipzig. Ich mit 4 Mitarbeiter:innen um ein beschriebenes Flipchart.
  • Interviews und Feedback: zum Thema „Bildung“ interviewte ich Erzieher und Leitung aus Kindergarten und Hort, einen Integrationshelfer und Eltern eines Kindes mit Einschränkung. So erfuhr ich, was noch nicht optimal funktioniert und was sie sich wünschen, damit Inklusion in ihrem Umfeld gelingen kann. Zum Thema “Freizeit” holte ich mir Feedback vom Verein Gemeinsamgrün e. V., der den inklusiven Gemeinschaftsgarten SALVIA führt.

  • Social Media: über Facebook und Twitter berichtete ich über den laufenden Prozess und fragte meine Community auch nach Feedback. Zum Beispiel suchte ich nach einer schönen funktionierenden Rampe im öffentlichen Raum Leipzigs. Ein Twitter-Follower gab mir einen Hinweis dafür und gab mir wertvolle Tipps, worauf man bei Rampen achten sollte. Ein anderes Beispiel ist meine Umfrage zu typischen Sätzen, die Menschen mit Einschränkung öfter hören. Dazu bekam ich sehr viel Rückmeldung. Hier befindet sich der vollständige Thread mit allen Antworten.

    Screenshot eines meiner Tweets: "Für die Illustrationen des teilhabeplans #LeichteSprache der Stadt Leipzig würde ich gern typische Fragen, Kommentare oder sonstige Reaktionen karikieren, die Menschen mit Behinderung oft zu hören bekommen/erleben. Ich brauche Euren Input! Welche Sätze kennt Ihr? Gerne Retweet. "
  • Vor Ort da sein: auch meine Präsenz in der Wohnstätte der Diakonie war enorm wichtig. Ich bekam so ungefiltert Stimmungen mit und konnte mir ein erstes Bild machen von Strukturen und Beziehungen.

Viele der Inspirationen hatten eher indirekten und/oder unbewussten Einfluss auf die Entwürfe. Sie trugen aber genauso wie die Hard Facts zum Gesamtbild mit bei.

Und so sehen die Ideenentwürfe aus

Vorab nochmal zur Klärung: was ist eigentlich ein Ideenentwurf? In dieser Stufe des Gestaltungsprozesses stimme ich mich mit dem Auftraggeber über die INHALTE ab. Es geht um die Frage “Was soll drauf?”. Ziel ist es also, die richtigen Bildmotive zu finden. Fragen, die das “Wie sieht es aus?” klären ( z.B. Stil, Menschentyp und Farbe ) werden erst später geklärt.

Hier ein paar der Ideenentwürfe:

3 Skizzen. Skizze 1 "Arbeit": Szene im Supermarkt. Ein Verkäufer greift ins Regal und gibt einer älteren Frau mit Rollator eine Konservendose. Skizze 2 "Kommunikation": Person sitzt am Schreibtisch am Rechner. Auf Bildschirm sieht man groß das Leichte-Sprache-Logo. Skizze 3 "Bildung": Schüler arbeiten zusammen an einem Tisch in der Schule.

Arbeit: Supermarkt als Grundidee. Ein:e Mitarbeiter:in hilft einer hilfebedürftigen Person (z.B. ein älterer Mensch) im Supermarkt, etwas aus der oberen Regalreihe zu holen. Man sieht die Eingang des Marktes und bekommt einen Blick in eine kleinere Straße des Kiezes. Man sieht vielleicht auch noch andere Kunden und Mitarbeiter. Der Supermarkt sieht sehr freundlich und fast gemütlich aus.*

Kommunikation: Grundidee: Jemand sitzt entspannt an einem Tisch mit einer Teetasse dabei und füllt alleine ein Formular aus. Auf dem Tisch liegen außerdem Flyer der Stadt (Wappen) in Leichter Sprache und ein Computerbildschirm, der die Internetseite der Stadt Leipzig zeigt. Als Hintergrund kann man sich noch ein privates Zimmer vorstellen.*

Bildung: Grundidee: Lernsituation in einem Klassenzimmer. Kein Frontalunterricht. Ein Kind mit (z. B. Down-Syndrom) und eins ohne Behinderung lernen nebeneinander an einem Tisch. Neben dem Kind mit Behinderung seine Assistenz. Das Kind mit Behinderung spricht (aktive Rolle) und zeigt auf etwas auf dem Blatt des anderen Kindes. Die Assistenz schaut unterstützend. Um sie herum andere Schüler:innen beim Arbeiten. Der Klassenlehrer/die Klassenlehrerin ist bei anderen Schülern, guckt über die Schultern und hilft beim Arbeiten. Andere Kinder im Hintergrund sitzen nicht am Tisch, sondern eins sitzt auf einem Riesenkissen und liest ein Buch. Ein anderes hockt daneben, zeigt auf das Buch und sagt etwas dazu. Insgesamt eine entspannte Atmosphäre.*

Résumé und Ausblick

Der Perspektivwechsel ist geglückt. Ich wurde in meiner Meinung gestärkt, dass dieser sehr wichtig und unbedingt notwendig ist, um authentische realistische Bildmotive zu finden. Die Illustrationen werden in den kommenden Wochen fertig gezeichnet. Ihr dürft gespannt sein. :-)

Ich habe in den Arbeitssitzungen viel dazugelernt über Umgang, Themen, Kreativitätsmethoden und Bildmotive für und mit der Zielgruppe von Leichte-Sprache-Texten. Die Sitzungen entsprachen aber auch mehr als einer reinen Entwurfsphase. Sie waren auch ein Bildungsangebot für alle Teilnehmenden der Diakonie Leipzig, weil alle etwas gelernt haben zu den besprochenen Themen.

Zu Beginn dieses Artikels schrieb ich, dass durch die gemeinsamen Arbeitssitzungen schon Teilhabe von Menschen mit Einschränkung gewährleistet werden sollte. Den ersten Schritt in diese Richtung haben wir hiermit getan. Der nächste Schritt wird sein, dass Menschen mit Einschränkung noch aktiver an der Kreation beteiligt sind, indem sie SELBER Motive finden und umsetzen. Aufgrund von Zeit- und Budgetknappheit konnte dies für den Teilhabeplan noch nicht umgesetzt werden.

Andere Themen, mit denen ich mich auseinandersetzen möchte, sind Bilder für Blinde. Momentan wurden diese noch nicht berücksichtigt. Der Teilhabeplan wird mit Standard-Druckverfahren gedruckt. Wie sollten Bilder und Grafiken gestaltet sein, dass sie auch im Reliefdruck (das ist die Druckart, die für solche Bilder eingesetzt wird) umsetzbar sind?

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieses Projekt ein guter Startpunkt war, um zukünftige Projekte ähnlicher Art durchzuführen.

  • barrierefreie Illustration
  • Barrierefreiheit
  • Design
  • Design Thinking
  • Geaphic Faciliaition
  • Illustaration
  • kooperatives Design
  • Leichte Bilder
  • Leipzig
  • Lernen
  • Teilhabe
  • universelles Design
  • visuelles Lernen

Keine Kommentare